Kneipp: Chemo? Ja, bitte!

Kneipp, Mai 2006

Chemo? – Ja, bitte!
Wie man aus dem Titel unschwer erkennen kann, handelt dieser Artikel von einem Übel unserer Zeit, dem Krebs. Kaum eine Familie, die davon verschont bleibt, kaum eine Familie, wo nicht Mutter, Onkel, Oma oder Schwester einen Krebs hatten, ihn bezwangen, oder er sie.

Ich will von ersterem schreiben. Ich will von dem Bezwingen, von dem Leben mit oder nach dem Krebs berichten. Denn es gibt ein Leben nach dem Krebs, so wie es ein Leben nach der Erkältung, nach dem Herzinfarkt, nach der Wirbelsäulenoperation gibt. Nur kennen wir zu wenig, hören wir zu wenig und lesen schon gar nichts darüber. Deshalb assoziieren wir die Diagnose Krebs mit Tod. Und dagegen will ich schreiben.

Weil es auch ein Leben mit einer chronischen Atemnot, ein Leben mit ständigen Kreuzschmerzen und ein Leben mit konstanter Medikamenteneinnahme gibt, weil der Blutdruck einfach nicht am Grenzwert bleibt und das enorm lebensbedrohend ist. Und es gibt ein Leben mit Krebs.

Text: Gerda Sperl

Dass diese Diagnose mein Leben völlig umgekrempelt hat, sehe ich für mich als große Chance, weil mir geschehen und nicht „den anderen“.

Schreckliches wie Unfälle, Katastrophen, Schicksalsschläge geschehen nie mir, nur den anderen. Sagt das nicht jeder von uns? So arbeitete ich 6 Jahre in der Sterbebegleitung, begleitete im wahrsten Sinn des Wortes die anderen und stand immer in der mit möglichsten Empathie bei den mit anvertrauten Mitmenschen. Und jetzt stand ich vor/bei mir. Denn dass ich sterben müsste, jetzt mit dieser Diagnose, war selbstredend. Der erste Hoffnungsschimmer entstand erst in den Arztgesprächen, die mir versicherten, dass ich nach der Operation „klinisch gesund“ sein würde und die Chemo nur adjuvant, also begleitend, gemacht werden sollte.

Jeder, der mich auf der Straße begrüßte, fragte mit verhaltenem, ernstem und tief traurigem Ton nach meinem Befinden, so als würde ich morgen begraben werden. Das war vielleicht unmittelbar nach der Operation angebracht – ich hatte 12 kg abgenommen. Nach der 2. Chemo war das nicht mehr vonnöten. Aber es gab auch Menschen, die sich überhaupt nicht bei mir meldeten, einfach aus Scham, Unkenntnis, Unsicherheit angesichts der todbringenden Krankheit, die ich wegoperieren ließ.

Es ist ein Schock, ein Trauma, jedenfalls eine Krise, in die der Mensch stürzt, wenn ihn diese Krankheit trifft. Das muss nicht sein, weil wir doch alle an das Leben glauben, an das Weiterleben, auch nach einem Schock, auch nach einer solchen Diagnose. Und um dazu zu kommen, zu diesem überzeugten Glauben zu gelangen, ist Hilfe vonnöten, ist jedes positive Wort, jede positive Zukunftsaussicht ein Halm, an den man sich klammern kann, wenn der eigene Horizont nicht fassbar ist, wenn wir weggemäht sind vor Entsetzen über das eigene Schicksal. „Stark-sein“ ist gut, ja absolut nötig. Aber was tun, wenn die Schwachheit mich besetzt und meist ist es ein Resultat von diesem Trauma, das mich im Griff hat.

Auf der Onkologie sah ich mir die Menschen um mich herum an und erschrak zutiefst. Dass viele auf dem Kopf keine Haare hatten, war sicherlich das harmloseste Erkennungszeichen. Mich berührten ganz alte Menschen, die im Rollstuhl gebracht wurden. Mich berührten Frauen, die nicht nur einen Krebs in sich trugen, sondern gleich mehrere. Auf der Leber, in der Lunge. Und sie suchen Hilfe überall, bei jedem Heiler, bei jedem, der Heilung verspricht, egal, wie effektiv die Behandlung ist.

Sie kommen von weit her, mit dem Zug, mit der Rettung, mit dem Autobus und sitzen hier, um auf ihre Behandlung zu warten. Sie sprechen mit jedem, was doch völlig sinnlos ist, da jeder Krebs anders ist und somit auch jede Chemo. Trotzdem ist es eine Ansprache, Aussprache.

Auch ich habe gesprochen mit der, mit dem. Und auch mir tat es gut, auch ich lernte dadurch, erfuhr einiges – auch so, wie ich es nie machen würde. Ich musste merken, dass Männer z.B. vieles anders aufnehmen, den Krebs links liegen lassen und einfach körperlich arbeiten, weil ihnen das gut tut. Einfach essen, egal wie es geht, einfach rauchen, obwohl die Lunge herausgehustet scheint. Das alles ist anfangs sehr bedrückend, man gewöhnt sich auch daran, so ist eben der Mensch – auch ich.

Natürlich mache ich mir Gedanken über die Entscheidung einer Chemotherapie, denn vieles, nein, alles, nämlich meine Gesundheit und somit mein Leben hängen davon ab. Ich kann mich dazu entschließen oder kann auch ablehnen, es ist ein Risiko einzuwilligen. Abwägen, in mich hören, entscheiden. Und irgendwann entsteht der logische Schluss: Es führt kein Weg vorbei.

Und dann kamen sie über mich, 12 Therapien im Abstand von 2 Wochen. Dazwischen hatte ich immer 1 Woche Zeit, mich zu erholen.

Ja, ich hatte Übelkeit bis zum Erbrechen, ja ich hatte Müdigkeiten und umgekehrt Schlafschwierigkeiten, meine Haare wurden immer schütterer. Ständig brauchten meine weißen Blutkörperchen Hilfe in Form von sündteuren Spritzen, da sie drastisch sanken (mein Hand- und Fußsyndrom ist bis heute noch nicht vergangen). Ich wurde auf den Urgrund des menschlichen Daseins gedrückt, wie ich es mir nie vorgestellt hatte, mit allen menschlichen Unpässlichkeiten, die uns begegnen können. Ich wurde aus meinem Gleichgewicht geworfen, körperlich, psychisch, seelisch.

Ich habe jede dieser 12 Therapien anders erlebt, mein Körper hat bei jeder anders reagiert. Ich musste zweimal stationär in Krankenhäuser aufgenommen werden, da ich daheim mit den Geschehnissen nicht fertig wurde. Meinen mich behandelnden Primaren, Professoren und Ärzten (auch Psychoonkologen), einschließlich der Schwestern, die mich in ihren Händen hatten, den verschiedenen Teams in den Kliniken muss und werde ich ein dankbares Gedenken bewahren. Sie leisteten manchmal – und das nicht nur an mir – eine wunderbare Arbeit, die meines Erachtens viel zu wenig Beachtung findet.

Mein Mann war mir eine ganz große Stütze, er hat mich liebend begleitet, getragen, betreut, gepflegt, mit mir gewacht, mit mir geweint und alle guten Eigenschaften mir angedeihen lassen, die in einer solchen Situation vonnöten sind. Meine Tochter, obwohl 600 km entfernt, war mir mit ihren klaren Einschätzungen, Wertungen, Ratschlägen und Meinungen eine große Stütze. Nicht zu vergessen, die Familie vor Ort. Es gab auch noch ein Netz aus hilfsbereiter weiblicher Gesinnung, das unschätzbar ist. Ich lernte die weibliche „Netzgestaltung“ von meiner Tochter, die solches schon immer praktiziert. Ein unsichtbares Halten, ein Gehalten-Werden durch weibliche Energie, durch weibliches Verständnis, durch weibliches Einfühlungsvermögen, das für mich eine universale Kraft besitzt.

Ich konnte viel lernen, viele Begegnungen haben, Menschen treffen, die mir wichtig waren, die mir weiterhalfen, so wie ich es nie vermutet hätte. Menschen, die ich nicht gesucht habe, nein, die in mein Leben einfach getreten sind, so als hätte ich sie gerufen.

Ich konnte meiner Angst begegnen. Meiner Angst vor der Operation, meiner Angst vor Schmerzen, meiner Angst vor der Chemotherapie und letztlich meiner Angst vor dem Tod, in die jede Art von Angst mündet. Es gibt Flugangstseminare. Wie wäre es mit Chemotherapieangstseminaren? Wie wäre es mit Krebsangstseminaren? Ich lernte, dass, wenn ich um eine Sache zumindest theoretisch Aufklärung bekomme, meine Angst sich mindert. Ich brauche Sprechen über ..., um welche Dinge auch immer.

Das und noch vieles mehr konnte ich lernen. Dadurch ist es keine verlorene Zeit. Nein, für mich nicht. Ich will niemanden eine Chemotherapie wünschen, bei Gott nicht. Aber, wenn sie notwendig ist, wenn sie eine Möglichkeit ist, mein Leben am Leben zu erhalten, so bin ich aufgefordert, sie zu gestalten, für mich, für meine Persönlichkeit, die auch während einer solchen Therapie einem konstanten Weitergehen anheim fällt. Um meinem Gleichgewicht auf die Sprünge zu helfen, habe ich geschrieben, alles aufgeschrieben, mir von der Seele geschrieben – ein Buch geschrieben. Diese Zeilen hier sind daraus nur ein Abzug.

Ich will dankbar sein, dass unsere medizinische Fortschritte so weit gediehen sind, dass ich die Chance hatte, durch die ein Stück Gesundheit erhalten zu haben. Vielleicht gibt es Kraft, Energien, Dinge zwischen Himmel und Erde, die mir möglicherweise besser, leichter geholfen hätten, hätte ich mich ihnen anvertraut, hätte ich sie zugelassen, hätte ich mich ihnen zugewandt. Aber es war nicht mein Weg.

Es gibt auch auf 1.000 oder 10.000 Fällen eine Spontanheilung. Darauf kann ich nicht vertrauen, das wage ich einfach nicht.

Ich vertraue meinen Ärzten, stellte mich nach Möglichkeit meiner Fähigkeiten zur Verfügung, arbeitete mit ihnen und hoffe, was sie mit mir gemeinsam hoffen, dass ich leben kann – und sei es ein Leben mit Krebs.

Deshalb stehe ich positiv meinen Erlebnissen gegenüber und kann nur immer wieder sagen:

Chemo? Ja, bitte!

ARCHIV - 2006
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